Das sogenannte Mannose-bindende Lektin ist ein wichtiger Faktor des angeborenen Immunsystems. Es kann (auch unbekannte) Krankheitserreger schnell unschädlich machen.
Manche Menschen haben aufgrund genetischer Besonderheiten einen angeborenen Mangel an MBL und sind deshalb anfällig für verschiedene Infektionen und Krankheiten.
Der MBL-Mangel gehört zu den sogenannten primären Immundefekten, das heißt, er ist genetisch bedingt.
Es existieren auf dem MBL-Gen verschiedene Mutationen, die zu unterschiedlich ausgeprägtem Mangel führen können. Festgestellt werden kann dieser anhand einfacher Blutuntersuchungen.
Zunächst wird das MBL im Serum bestimmt, und wenn dieser Wert zu niedrig oder grenzwertig ist, können genetische Blutuntersuchungen genauen Aufschluss über den vorliegenden Gendefekt liefern.
Ein MBL-Mangel scheint der häufigste angeborene (primäre) Immundefekt zu sein, schätzungsweise sind 5 - 10 Prozent der Bevölkerung davon betroffen.
Doch was bedeuten niedrige MBL-Spiegel nun für Ihre Gesundheit? Welche Symptome können aufgrund dieser gestörten Immunabwehr auftreten? Und was müssen Sie beachten, um auch mit einem kompletten MBL-Ausfall gesund zu bleiben? ~
In den letzten 30 Jahren wurden das Mannose-bindende Lektin und seine Funktionen zunehmend erforscht. MBL gehört zum sogenannten angeborenen Immunsystem und hat die Aufgabe, Krankheitserreger anhand bestimmter Oberflächenmoleküle auf der Bakterienhülle zu erkennen und sofort zu eliminieren. Es müssen also nicht erst Antikörper gebildet werden, die speziell auf den jeweiligen Krankheitserreger gerichtet sind, sondern die MBL-bedingte Immunabwehr reagiert sofort.
Dabei werden unter anderem vor allem bekapselte Bakterien wie Staphylokokken, Streptokokken und Pneumokokken vom Mannose-bindenden Lektin unschädlich gemacht, weiterhin Herpes-Simplex-2 Viren und Hefepilze (Candida). Auch auf bestimmte Parasiten, wie zum Beispiel den Malariaerreger, kann MBL sofort reagieren.
Wenn nun ein Mangel an dem Mannose-bindenden Lektin vorliegt, fällt dieser Teil der Immunabwehr aus oder ist zumindest nur eingeschränkt funktionstüchtig. Krankheitserreger können sich dann leichter festsetzen und schlimmere oder langwierigere Infektionskrankheiten auslösen.
Das ist vor allem bei kleinen Kindern ein Thema, wenn der Immunschutz der Mutter nach den ersten Lebensmonaten abnimmt und noch keine eigenen Abwehrkörper gebildet werden konnten. Häufige Atemwegserkrankungen können dann auftreten und im Extremfall auch zu schwerwiegenden Komplikationen, wie zum Beispiel einer Hirnhautentzündung führen.
Aber auch bei Erwachsenen macht sich ein MBL-Mangel, je nach Ausprägung, in einer verstärkten Infektanfälligkeit bemerkbar. Typischerweise kann es dann zu langwierigen Krankheitsverläufen kommen.
Auch Autoimmunkrankheiten können verstärkt auftreten. Denn das Mannose-bindende Lektin hat neben der Beseitigung von Krankheitserregern auch die Aufgabe, abgestorbene Zellen oder Immunkomplexe aus dem Körper zu entfernen.
Beim MBL-Mangel ist dieser Vorgang eingeschränkt, und es bleiben Zelltrümmer bestehen, die dann vom Immunsystem angegriffen werden. Damit werden auch oft lebende Zellen zum Ziel des Immunsystems. Denn da ein wichtiger Teil der Immunerkennung ausfällt, sind die übrigen Immunzellen wohl besonders vorsichtig und greifen deshalb alles an, was so ähnlich wie ein "Feind" aussieht.
Es könnte aber auch sein, dass tatsächlich chronische Krankheitserreger vorhanden sind, nicht ordnungsgemäß eliminiert werden können und deshalb entzündliche Immunreaktionen auslösen.
Was auch immer die genauen Ursachen sind, klar scheint, dass Menschen mit einem Mangel an Mannose-bindendem Lektin häufig Autoimmunkrankheiten entwickeln. So steht die Autoimmunkrankheit Lupus Erythematodes erwiesenermaßen häufig in Zusammenhang mit einem MBL-Mangel.
Auch für die entzündliche Darmerkrankung Morbus Crohn wurde ein solcher Zusammenhang nachgewiesen, ebenso wie für Arthritis und andere rheumatische Erkrankungen.
Was kann man also tun, um bei diesem angeborenen Immundefekt trotzdem gesund zu bleiben?
Nun, das Wichtigste ist, diesen Mangel überhaupt zu erkennen und entsprechende Blutuntersuchungen durchführen zu lassen.
Ist der Nachweis gegeben, so sollten Sie sich bei Erkältungskrankheiten und anderen Infekten besonders schonen, damit Ihr vorhandenes Immunsystem gestärkt wird.
Zudem sollten bakterielle Infekte rechtzeitig und großzügig mit Antibiotika behandelt werden, um zu verhindern, dass sich Erreger chronisch einnisten können.
Ob und inwieweit Sie sich durch Impfungen, zum Beispiel gegen Pneumokokken, schützen können, ist umstritten. Denn es könnte die Gefahr bestehen, dass das Immunsystem durch Impfungen noch mehr irritiert wird.
Anmerkung: Ich selbst lasse mich nicht gegen Pneumokokken impfen, obwohl ich von einem MBL Mangel betroffen bin.
Zudem gibt es Versuche, dem Körper das fehlende MBL zuzuführen, doch hierzu gibt es noch keine klaren Ergebnisse.
Ein MBL-Mangel lässt sich also (noch) nicht ursächlich behandeln. Deshalb ist es wichtig, dass Sie sich Ihrer eingeschränkten Immunabwehr bewusst sind und alles tun, um Ihre anderen Immunfaktoren zu stärken.
Erkennen Sie mögliche Stressoren und andere Faktoren in Ihrem Leben, die Ihnen nicht gut tun, und vermeiden/verändern Sie diese, wenn möglich künftig.
Ihr Immunsystem wird es Ihnen danken. Und bewahren Sie sich einen positiven Geist und denken Sie positiv, denn damit können Sie Ihr Immunsystem zusätzlich unterstützen.