Jod ist ein essentielles Spurenelement und wird für eine gesunde Schilddrüse, vor allem zum Vermeiden einer Kropfbildung (Struma) benötigt.
Seit Jahren wurde propagiert, dass in Deutschland aufgrund der geologischen Gegebenheiten ein Jodmangel herrscht, und deshalb eine zusätzliche Jodierung nötig ist, zum Beispiel mit Jodsalz, um Jodmangelkrankheiten vorzubeugen.
Neuerdings werden im Naturheilbereich sogar noch deutlich höhere Jodmengen zur Einnahme empfohlen ( z.B. Hochjodtherapie), weil angeblich immer noch ein starker Jodmangel in der Bevölkerung existieren würde und Jod ein Allheilmittel für viele Beschwerden wäre.
Andere Stimmen warnen dagegen vor einer unkontrollierten Jodeinnahme, zumal nach jahrelanger Jodierung des Tierfutters in Deutschland eigentlich kein Jodmangel mehr existieren sollte. Es besteht sogar die Gefahr einer Jod-Überversorgung.
In der Medizin ist bekannt, dass zu viel Jod toxisch wirken und krank machen kann. Es kann zum Beispiel zu Schilddrüsenstörungen durch Jod-Überlastung oder zu Unverträglichkeitsreaktionen gegen Jod kommen.
Lesen Sie nun hier, wie viel Jod in welcher Form Sie tatsächlich brauchen. Und erfahren Sie, wie sich eine Jodunverträglichkeit oder Jodallergie erkennen lässt.
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Jod ist Bestandteil der Schilddrüsenhormone Trijodthyronin und Thyroxin. Das Trijodthyronin enthält drei Jod Atome und wird deshalb als T3 abgekürzt, das Thyroxin enthält vier Jod Atome und heißt demzufolge auch T4.
Diese beiden Hormone werden im Rahmen der Schilddrüsendiagnostik untersucht, um festzustellen, ob eine Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse vorliegt. Bei einer Unterfunktion ist der Stoffwechsel des ganzen Organismus dann verlangsamt, und es kommt zum Beispiel zu Gewichtszunahme, Müdigkeit und geistiger Trägheit. Bei einer Überfunktion ist der Stoffwechsel beschleunigt, was sich unter anderem in Gewichtsabnahme, Unruhe und Hyperaktivität äußern kann.
Nun könnte man also denken, dass ein Jodmangel zur Schilddrüsenunterfunktion und infolgedessen zu einer Schilddrüsenvergrößerung (Kropf =Struma) führt, der Jodüberschuss dagegen eine Schilddrüsenüberfunktion bewirken kann.
Doch ganz so einfach sind die Zusammenhänge nicht immer.
Tatsächlich kann ein Jodmangel die Ursache dafür sein, dass zu wenig Schilddrüsenhormone gebildet werden können, also eine Schilddrüsenunterfunktion entsteht.
Doch nicht jede Schilddrüsenunterfunktion beruht auf einem Jodmangel, sondern es sind auch viele andere Faktoren dabei ausschlaggebend.
Zum einen wird die Schilddrüsenfunktion über komplizierte hormonelle Regulierungskreisläufe gesteuert, die unter anderem auch vom vegetativen Nervensystem beeinflusst werden.
Psychischer Stress zum Beispiel kann hier genauso störend wirken wie ein vermeintlicher Jodmangel.
Zum anderen wird in der Medizin auch eine Jodverwertungsstörung diskutiert. Das bedeutet, die Schilddrüse kann das verfügbare Jod nicht aufnehmen und in die Hormone einbauen.
Ursachen für diese Verwertungsstörung können Umweltbelastungen und Ernährungsfaktoren sein. So hat sich zum Beispiel Nitrat als störend für die Schilddrüse erwiesen, ebenso wie bestimmte Umweltschadstoffe, die sogenannten polychlorierten Biphenyle (PCB).
Und auch andere Umweltgifte greifen vermutlich störend in den Hormonstoffwechsel ein.
Mitunter wird auch der Milchzucker (Lactose) verdächtigt, die Schilddrüsenfunktion zu stören.
Sogar ein Überschuss an Jod wurde als Auslöser für eine Schilddrüsenerkrankung erkannt, die zunächst zu einer Schilddrüsenüberfunktion, dann aber zu einer schleichenden Zerstörung der Schilddrüse mit Unterfunktion führt.
Der Name dieser Krankheit ist Hashimoto Thyreoiditis, nach ihrem Entdecker Hakaru Hashimoto. Es handelt sich hier um eine sogenannte Autoimmunerkrankung, das heißt, das Immunsystem bildet Antikörper gegen eigene Zellen, in diesem Fall gegen Zellen der Schilddrüse. Tut der Körper das, weil er das überschüssige Jod dort bekämpfen will?
Eine weitere autoimmun bedingte Schilddrüsenerkrankung, die ebenfalls vermutlich durch einen Jodüberschuss ausgelöst wird, ist der sogenannte Morbus Basedow. Hier kommt es langfristig zu einer Schilddrüsenüberfunktion.
Jod befindet sich aber nicht nur in der Schilddrüse. Auch in anderen Körperzellen spielt diese Substanz wohl eine Rolle, zum Beispiel in den Brustdrüsen.
So wird Jod als Schutz vor Brustkrebs diskutiert. Die Beobachtung, dass japanische Frauen weniger Brustkrebs bekommen, lässt den Schluss zu, dass die japanische Ernährung, die mit Algen und Seefisch sehr jodreich ist, diesen Schutzeffekt bewirkt.
Tatsächlich hat man erkannt, dass sich in den Brustdrüsen Jod anreichert und in einer bestimmten Verbindung (Jodlacton) schützend wirkt.
Jodlacton ist eine Verbindung aus Jod und Arachidonsäure, einer Fettsäure, die über fetthaltige Nahrung in den Körper gelangt. Die Verbindung Jodlacton konnte in vielen Versuchen das Wachstum der Krebszellen hemmen.
Doch die Forderung mancher Naturheiler nach höheren Jodgaben greift hier aber zu kurz. Denn Studien haben gezeigt, dass Jod nur in einer bestimmten Form vor Brustkrebs schützen kann.
Jod kommt zum einen als elementares Jod und zum anderen in Form von Jodid oder Jodat vor.
Untersuchungen haben gezeigt, dass nur elementares Jod vor Brustkrebs schützen kann.
Das könnte daran liegen, dass Jodid im Körper erst zu Jod oxidiert werden muss, was den Stoffwechsel überfordern und viel Energie verbrauchen kann.
Im jodierten Speisesalz und in Jodtabletten kommt Jod aber als Jodid vor.
Jodid ist eine ionische Jodverbindung und hat nachweislich nicht die Schutzwirkung des elementaren Jods. (Quelle: www.thieme-connect.com/products/ejournals/pdf/10.1055/s-0029-1213543.pdf).
Vielmehr gibt es sogar wissenschaftliche Studien über die krankmachende Wirkung von Jodid oder Jodat. Durch die jahrelange Anreicherung von Tierfutter mit hohen Jodidmengen gelangt diese Jodverbindung immer stärker in den Nahrungskreislauf. Und die Verwendung von jodiertem Speisesalz verstärkt die Jodbelastung noch zusätzlich.
Den zahlreichen neuen Jod-Empfehlungen bis hin zu den "Hochjodtherapien" steht die engagierte "Jod-Warnerin" Dagmar Braunschweig-Pauli entgegen.
In ihren zahlreichen Büchern, so zum Beispiel in dem Buch Die Jod-Lüge* (Amazon Produktlink*) beschreibt die Gesundheitsforscherin und Medizinjournalistin die vielfältigen Risiken eines übermäßigen Jodkonsums.
Durch eine Jodierung des Tierfutters in Deutschland sind im Grunde alle Lebensmittel sehr viel jodhaltiger als noch vor 50 Jahren. Dazu kommt noch das jodierte Speisesalz, das viele Menschen verwenden, weil es als "generell gesund und notwendig" empfohlen wird.
Diese Maßnahmen haben nach Angaben der Autorin zu einem Jodüberschuss und / oder einer Jodunverträglichkeit bei vielen Menschen geführt, teilweise mit gravierenden Folgen.
Die drastische Zunahme von Schilddrüsenkrankheiten, Augenerkrankungen, psychischen Störungen, Schlaflosigkeit, des Hyperaktivitätssyndroms ADHS und vieler weiterer Gesundheitsstörungen sind in vielen Fällen auf eine Jodüberlastung beziehungsweise individuelle Jodunverträglichkeit zurückzuführen. Das sollte in der Medizin künftig (wieder) viel mehr berücksichtigt werden.
Besonders Milch- und Fleischprodukte sowie Hühnereier aus deutscher Tierhaltung enthalten oft (zu) viel Jod. Verträglich sind laut den Erfahrungen der Autorin nur Nahrungsmittel aus den Nachbarländern, in denen es diese Tierfutterjodierung nicht gibt.
Soweit die gegensätzlichen Meinungen. Doch was sagen Mediziner und Schilddrüsenspezialisten zu diesem Thema?
Nun, klar scheint in jedem Fall, dass es eine individuelle Jodallergie oder Jodunverträglichkeit gibt.
Der Verbraucher beziehungsweise der Patient mit unklaren Gesundheitsstörungen weiß bei derart gegensätzlichen Empfehlungen wahrscheinlich gar nicht mehr, was er zu tun hat. Braucht er nun mehr Jod, oder muss er Jod meiden?
Der klare Menschenverstand müsste einem eigentlich sagen, dass nach jahrelanger Jodierung kein Jodmangel in Deutschland oder im Alpenraum mehr existieren sollte.
Die plötzlich auftretenden Empfehlungen nach noch mehr Jod teile ich nicht. Im Gegenteil, ich warne hier ausdrücklich vor "selbstverordneter" Jodzufuhr in Mengen, die durchaus toxisch sein können, besonders bei individueller Unverträglichkeit.
Des weiteren warne ich vor der Verwendung von jodiertem Speisesalz, das üblicherweise Jodid oder Jodat enthält. Wie oben beschrieben haben diese ionischen Jodverbindungen nicht die heilenden Wirkungen des elementaren Jods.
Ob Sie jodhaltige Nahrungsmitttel wie Fisch oder Meeresalgen essen können, hängt von Ihrer persönlichen Verträglichkeitsschwelle ab.
Bei einer Jodunverträglichkeit sowie bestimmten Schilddrüsenerkrankungen ist laut ärztlichen Empfehlungen auf eine besonders jodarme Ernährung zu achten.
Dann sollten Sie Seefisch, Algen, jodhaltige Mineralwässer und Jodsalz in Ihrer Ernährung strikt meiden. Auch Milchprodukte (aus deutscher Herstellung) und manche Gemüsesorten sind jodhaltig und sollten deshalb reduziert werden.
Bei Menschen mit (noch) gesunder Schilddrüse und keiner vorliegenden Jodallergie ist jodhaltige Nahrung bis zur Verträglichkeitsschwelle erlaubt.
Jodsalz sollten Sie aber besser nicht verwenden, denn hiermit kann die Verträglichkeitssschwelle rasch überschritten werden. Denken Sie bitte daran, dass in der Lebensmittelproduktion und in der Gastronomie meist Jodsalz verwendet wird.
Verzichten Sie vor allem auch bei der Ernährung Ihrer Kinder auf jodiertes Salz. Denn möglicherweise haben die zunehmenden Hyperaktivitäts- und Konzentrationsstörungen (ADHS) im Kindesalter mit der überhöhten Jodzufuhr zu tun. Denken Sie bitte daran, dass in der Lebensmittelproduktion und in der Gastronomie meist Jodsalz verwendet wird.
Ausdrücklich warnen möchte ich hier vor hochdosierten Jodid-Tabletten oder Jodlösungen, wie sie vielfach rezeptfrei angeboten werden. Solche Jodmengen können unter Umständen die Gesundheit schwer schädigen.
Meiner Meinung nach müsste es mit Jod genauso wie mit anderen Spurenelementen gehandhabt werden: Wer einen eindeutigen Mangel an dem Element hat, sollte unter ärztlicher Aufsicht entsprechend behandelt werden.
Aber eine kollektive Erhöhung der Jodzufuhr hat nichts mit verantwortungsbewusster individueller Gesundheitsvorsorge zu tun. Und eine Eigenmedikation ohne ärztliche Untersuchung ebenso wenig.
Möge jeder Therapeut, Patient oder Familienangehöriger vorsichtig und achtsam mit dem Thema Jod umgehen und daran denken, dass es sich hier um ein Spurenelement handelt, das heißt, der Körper braucht Jod nur in Spuren, in größeren Mengen kann es dagegen sehr schnell schädlich wirken.
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